Es war einmal ein Vater, der hatte einen Honza. Zu dem sagte er eines Tages: „Honza, du wächst wie der Baum im Walde, du bist schon ein großer Kerl, aber noch nie bist du in der Kirche gewesen. Du gehst heute hin. Aber das sag‘ ich dir, dass du mir das Maul nicht aufmachst!“ Honza warf nur den Kopf zurück, zog sich an und ging in die Kirche.
Er war noch nicht lange drin, da betrat der Priester die Kanzel und begann zu predigen. Honza hörte mit offenem Munde zu, doch nach einer Weile verfinsterte sich sein Blick, er stemmte die Hände in die Hüften und brummte: „Nun möchte ich aber wissen, warum der Hemdenmatz immer nur mich angafft und nur mir Vorwürfe macht, obwohl ich ihm gar nichts getan hab. Geht das noch lange so, geraten wir uns in die Haare.“ „Schweig, Dummkopf, und hör lieber hin“, riefen die Leute. „Gar nichts werde ich, kein Wort will ich mehr hören!“
Er stülpte sich den Hut auf den Kopf, steckte die Daumen in die Ohren und drehte dem Priester den Rücken zu. Als er sich so aufführte, schoben ihn die Leute zur Tür hinaus.
„Du kommst schon?“ fragte der Vater. „Ich bin froh, dass ich daheim bin, das war eine Qual! Kriecht doch so ein Hemdenmatz in eine Tonne und fängt an, sich aufzublasen, dass es ein Graus ist. Ich hatte kaum was gesagt, schrien mich die Leute an, und als ich mir die Ohren zustopfte, schoben sie mich hinaus. Dort geh‘ ich nicht mehr hin.“
„Bist ein dummer Honza. Abends gehst du zum Tanz.“ Gut. Abends bekam Honza ein Goldstück vom Vater und den Auftrag, sich Bier dafür zu kaufen und die Mädchen recht oft trinken zu lassen, damit sie gern mit ihm tanzten. Honza ging, auf der Wirtshausschwelle stand der Wirt. „Für ein Goldstück Bier!“, befahl Honza, kaum dass er bei ihm war. „Vielleicht bloß ein Maß“, verbesserte der Wirt. „Ich hab bestellt, und fertig!“, erwiderte Honza. „Nun gut, tretet ein!“
In der Schenke spielte um diese Zeit lediglich der Fiedler, und nur wenige Paare drehten sich im Kreise. Honza bekam Glotzaugen, sperrte den Mund auf und hielt Maulaffen feil. Plötzlich kreischte im Vorhaus ein Dudelsack, und die Schankstube betrat der Dudelsackpfeifer, begleitet von Burschen und Mädchen. Honza sehen und aus der Stube stürzen war eins.
Im Vorhaus warf er den Schankwirt um, der ihm für sein Goldstück in einem Eimer Bier brachte. „Vater“, schrie Honza, als er heimkam, „schickt mich bloß nicht mehr zum Tanz, bin ich erschrocken!“ „Was ist denn nun wieder, du Tölpel?“, fragte der Vater.
„Was soll schon sein? Als ich hinkam, zupfte einer Töne aus einem Brettchen, und ein paar Irre drehten sich im Kreis herum durch die Stube, dass ihnen schwindlig wurde. Plötzlich jaulte etwas auf, die Irren begannen vor Angst zu schreien und rannten zur Tür; in die trat ein Kerl, der unterm Arm einen Teufel quetschte. Ich erschrak und rannte davon.“
„Ich seh‘ schon, fürs Dorf taugst du nicht, du musst unter die Herren. Ich weiß einen, der braucht gerade einen Diener, zu dem führ‘ ich dich hin.“ Honza war einverstanden und ging mit dem Vater, um sein Glück unter den Herren zu versuchen. Sie kamen zu einem prächtigen Schloss, und hier sagte der Vater, Honza solle hineingehen und um den Dienst bitten. Am Tor fragte der Pförtner Honza, wie er heiße. ‚Was muss der wissen, wie ich heiße, der ist doch kein Herr‘, dachte Honza. „Vorgestern heiße ich“, gab er dem Pförtner zur Antwort und ging hinauf zum Herrn. „Und wie heißt du?“, fragte der Herr, nachdem er ihn eingestellt hatte. „Honza.“
„Das klingt nicht schön, wir werden dich Johannes nennen!“ „Nennt mich, wie Ihr wollt, aber ruft mich Honza, sonst höre ich nicht.“ Der Herr lachte, trug ihm eine Arbeit für den ganzen Tag auf, und Honza entfernte sich. Er betrat die Küche, und die Köchin fragt ihn, wie er denn heiße. Weil ihm die Fragerei schon ein wenig über war, antwortete er: „Was auch dein Liebstes ist: Guterwein!“
Als er hinauf in die Gemächer kam, begegnete er der Herrin. „Ach, unser neuer Lakai; wie wird Er genannt?“ „Genannt werde ich Johannes, heißen jedoch tue ich Kater“, erwiderte Honza wütend, weil er ständig jemandem sagen musste, wie er hieß. Der Kerl ist närrisch, dachte die Herrin und ging weiter. Es kam das Fräulein und befahl: „Ich will Suppe!“ „Ich bin Suppe!“, sagte Honza, dem das Mädchen gefiel. „Hast du aber einen wunderlichen Namen“, meinte das Fräulein, „aber ich habe dich nicht danach gefragt, sondern ich will, dass du mir Suppe aus der Küche holst.“
‚Meiner Seel‘, das Mädel würde ich gleich nehmen, wenn sie mich wollte‘, dachte Honza, als er die Suppe brachte, er musste den ganzen Tag an sie denken. Abends, als das Tagewerk geschafft war und alles sich zu Bett begeben hatte, schlich Honza leise in das Gemach des Fräuleins. „Mama, Mama – Suppe!“, schrie das Fräulein, als es die leisen Tritte hörte und den Bediensteten erkannte. „Du wirst doch nicht in der Nacht auch noch Suppe essen wollen?“, ließ sich im Nebengemach die Mutter vernehmen.„Schnell, Mama, der neue Lakai ist hier!“ Die Herrin rüttelte den Herrn: „Steh auf, der Kater ist bei unsrer Tochter.“ „Warum weckst du mich da, soll sie ihn verjagen.“ – „Wie verjagen, es ist kein wirklicher Kater, versteh doch, der neue Bediente ist es.“ – „Der heißt Johannes und nicht Kater.“ – „Steh auf, wie er auch heißen mag, er ist es.“
Der Herr sprang aus dem Bett, ergriff die an der Wand hängende Reitpeitsche und lief ins Gemach des Fräuleins, wo er aber keinen Diener mehr antraf. Das Fräulein erzählte ihm, der Lakai sei an ihr Bett getreten, aber dann davongelaufen, als sie geschrien habe. Der Herr stürmte ihm nach; unter der Treppe fiel er über die Köchin. „Schamlose, was liegt Sie hier? Wer hat Sie umgeworfen?“ – „Guterwein, gnädiger Herr.“ – „Und das sagt Sie mir auch noch? Komme ich zurück, machen wir glatte Rechnung, Schamlose!“
Er lief dem lieben Honza weiter nach, fand ihn aber nirgends. Da fragte er den Pförtner, ob er den Diener gesehen habe. „Vorgestern?“, fragte der Pförtner, der gleich der Köchin den rechten Namen von Honza nicht kannte. „Er ist ein Esel, vorgestern ist jener Bediente noch gar nicht dagewesen“, rief der Herr ärgerlich. Erst nach langem Rätselraten kam er der Sache auf die Spur. Trotz seines Zorns musste er lachen, weil Honza alle so vorgeführt hatte. Inzwischen war Honza schweißbedeckt daheim angekommen. „Was, du kommst schon aus dem Dienst?“, fragte der Vater. „Ich war‘ noch nicht gekommen, aber ich hatte Angst vor der Prügel. Die haben dort eine Tochter, die ist verdammt hübsch; sie gefiel mir, und so ging ich abends zu ihr und wollte ihr einen Kuss geben. Aber sie begann zu schreien, als würde sie auf die Hörner genommen, und da war schon das ganze Schloss auf den Beinen. Ich musste fort, wenn ich keine Prügel bekommen wollte.“
„Bist du ein Holzkopf, was mache ich bloß mit dir!“, rief der Vater wütend. „Ich weiß, was ich tue, Vater““, meinte Honza. „Im Schloss hab‘ ich von einem König gehört, der sämtliche Gelehrten zu sich ruft, um Streitgespräche mit ihnen zu führen. Was sie auch sagen, er antwortet immer: ‚Das stimmt.‘ Und sollte er einmal rufen: ‚Du lügst!‘, so hat der Gelehrte angeblich gewonnen und bekommt eine Menge Geld und die Tochter des Königs dazu. Ich gehe hin und streite mit ihm, bis er ruft: ‚Du lügst!‘“ – „Möglicherweise eignest du dich dafür. Geh mit Gott!“
Honza wanderte zu dem streitbaren König. Glücklich gelangte er an Ort und Stelle und wurde auch gleich vorgelassen. „Du also willst ein Streitgespräch mit mir führen?“, fragte der König. „Ich möchte es versuchen“, erwiderte Honza und ließ sich neben dem König auf einen Polsterstuhl fallen. „Fange an mit deiner Rede, und wenn ich sage, du lügst, bekommst du meine Tochter und viel Geld dazu“, sprach der König und gab Honza durch eine Handbewegung zu verstehen, dass er beginnen möchte.
„Ich ging einmal in den Wald und fällte eine Eiche“, begann Honza. „Das kann stimmen“, antwortete der König. „Das gab so viele Sägespäne, dass es finster wurde!“ – „Kann auch stimmen.“
„Aus diesen Sägespänen flocht ich ein Seil.“ – „Auch das wird stimmen.“ – „Das Seil band ich an den Himmel und kletterte daran hinauf.“ – „Stimmt.“ – „Oben fehlte mir ein Stück, das schnitt ich unten ab und knüpfte es an.“ – „Dürfte stimmen.“ – „Als ich nach dem Balken griff, riss das Seil, und ich bohrte mich hundert Klafter tief in den Boden.“ – „Stimmt sicherlich.“
„Da erinnerte ich mich, dass ich in der Küche eine Hacke hatte, und so kroch ich flugs heraus, um mich auszugraben.“ – „Könnte ebenfalls stimmen.“ – „Als ich draußen war, sah ich einen Hasen laufen, der ein Zettelchen am Hals trug.“ – „Das könnte wirklich stimmen.“ – „Und auf dem Zettelchen stand, dass Euer Vater mit meinem alten Opa die Schweine gehütet hat.“
„Du lügst“, rief der König und sprang vom Stuhle auf. „Ich lüge? Also habt Ihr verloren, und ich bekomme das Geld.“ Da erschrak der König, der erst jetzt merkte, dass er das Streitgespräch verloren hatte.
„Höre her, Honza, Geld kannst du bekommen, soviel du willst, aber meine Tochter, die kann ich dir nicht geben; du bist aus dem Bauernstand, und sie ist eine Prinzessin.“ – „Gebt mir nur das Geld, auf Eure Prinzessin pfeife ich, ich kenn‘ ein hübscheres Mädchen.“ Der König zeigte sich mit dieser Artigkeit zufrieden, gab Honza Geld, soviel er wollte, und war obendrein noch froh, ihn vom Hals zu haben. Honza ging heim, kaufte sich ein Gut und fühlte sich hinlänglich gescheit.
Aus Tschechien