Kurzbiographie
Am 13. September 1830 wurde Marie von Ebner-Eschenbach als Baroneß Dubsky auf Schloß Zdislavice bei Kremsier in Mähren geboren.
Sie stammte väterlicherseits aus altösterreichischem, mütterlicherseits aus norddeutsch-protestantischem Geschlecht. Sie verlor ihre Mutter kurz nach ihrer Geburt, ihre erste Stiefmutter als Siebenjährige. Als sie zehn Jahre alt war, heiratete ihr Vater in dritter Ehe eine hochgebildete Frau, die das schriftstellerische Talent ihrer Stieftochter erkannte und förderte. Durch sie lernte Marie u.a. Friedrich von Schiller und Franz Grillparzer kennen. 1848 heiratete sie ihren Vetter Moritz v. Ebner-Eschenbach, Professor an der Ingenieur-Akademie in Wien, später Feldmarschalleutnant und Mitglied der Akademie der Wissenschaften; die Ehe blieb kinderlos. Sie lebten 1848 bis 1850 in Wien, bis 1856 in Klosterbruck bei Znaim, danach in Wien und Zdislawic.
Sie hatte schon als kleines Mädchen gedichtet. Da sie eine französische Erzieherin hatte, waren ihre ersten Verse auch in dieser Sprache abgefasst. Früh hat sie auch das entdeckt, was man die soziale Frage nannte. Das Engagement für die „kleinen Leut“, für die Armen, die Unterdrückten, beherrscht auch fast alle ihre Schriften.
Bald nach ihrer Eheschließung begann sie, systematisch deutsche Grammatik zu studieren; ihren Erzählungen und Romanen liegen nicht nur Intuition, sondern auch erarbeitete Milieuschilderung zugrunde.
Sie versuchte sich anfangs als Dramatikerin, doch „Das Waldfräulein“ (Uraufführung 1873) stieß aufgrund der darin geübten Adelskritik auf Ablehnung. In der Folge wandte sie sich der Prosa zu. Bekannt wurde sie mit der Künstlernovelle „Ein Spätgeborener“ (1875); es folgten die erste große Erzählung „Božena“ (1876) und „Dorf- und Schlossgeschichten“ (1883), die ihre bekanntesten Erzählungen („Der Kreisphysikus“, „Krambambuli“) enthalten.
In ihrer Geisteshaltung der österreichischen Spätaufklärung verpflichtet, schildert sie in ihren Erzählungen vor allem das Schicksal von Außenseitern und Angehörigen der sozialen Unterschicht, gleichzeitig übt sie scharfe Kritik an der Adelsgesellschaft. Bekannt wurde Ebner-Eschenbach auch durch ihre geistreichen Aphorismen (Weisheit des Herzens, 1948).
In ihren literarischen Werken wird die Phantasie freilich durch Sachkenntnis ergänzt – so ist heute im Wiener Uhrenmuseum ihre Chronometersammlung zu sehen, die wesentlich mit der Erzählung „Lotti, die Uhrmacherin“ zu tun hat (sie absolvierte auch eine Uhrmacher-Ausbildung)
1898 erhielt sie das Ehrenkreuz für Kunst und Literatur und 1900 das Ehrendoktorat der Universität Wien; ihre Schrifttafel von Robert Weigl steht für die einzige einer Frau im Arkadenhof der Universität Wien.
Marie von Ebner-Eschenbach ist am 12. März 1916 gestorben und in der Familiengruft der Grafen Dubsky in Zdislawitz (Zdislavice) beigesetzt worden.
Quelle: Austria-Forum