Kurzbiographie
Joachim Ringelnatz – eigentlich Hans Bötticher – wurde am 7. August 1883 in Wurzen bei Leipzig geboren. Joachim Ringelnatz war ein bekannter deutscher Schriftsteller, Dichter, Kabarettist und Maler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das Pseudonym „Joachim Ringelnatz“ gab sich der Künstler selbst vermutlich nach dem seemännischen Ausdruck „Ringelnass“ für das glückbringende Seepferdchen, möglicherweise aber geht es jedoch auf seine Zeit 1918 als Leutnant bei der Batterie Seeheim zurück, wo er Ringelnattern fing (dargestellt im 14. Kapitel seines autobiographischen Romans „Als Mariner im Krieg“).
Er fuhr in jungen Jahren als Schiffsjunge und Matrose selbst zur See. Den Ersten Weltkrieg machte er zuerst als Maat und zuletzt als Leutnant und Kommandant eines Minensuchbootes mit. Hans Bötticher, wie Ringelnatz bürgerlich hieß, kam als Seemann durch etwa 22 Länder, von denen er einige näher kennenlernte, weil er mehrmals desertierte. Auf der Flucht nahm er alle möglichen Jobs an, der ungewöhnlichste war wohl der eines Schlangenbändigers. Im Ersten Weltkrieg war er Leutnant der Marine auf einem Minensuchboot. Nach dem Ersten Weltkrieg trug der Leutnant a. D. als Kabarettist seine Gedichte in ganz Deutschland vor. 1920 erhielt er ein Engagement an der Berliner Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“. In der bayerischen Hauptstadt entdeckte er das Künstlerlokal „Simplicissimus“, und der „Simpl“ entdeckte ihn: Er wurde zum ›Hausdichter‹ und begann, Gedichte und Geschichten zu veröffentlichen und mit „Ringelnatz“, dem Seemannsnamen für das glückbringende Seepferdchen, zu signieren.
Große Popularität erlangte Ringelnatz durch unkonventionelle und spielerische Lyrik. Die Mischung aus Seemannsgarn, Moritaten, Nichtsnutz-Erkenntnissen, bitterer Zeitkritik und sanfter Verzweiflung traf als Sprachrohr das Lebensgefühl der Ersten-Weltkriegs-Generation. Ringelnatz‘ tiefer Ernst wurde über die spaßigen Dichtungen jedoch vielfach nicht wahrgenommen.
Seinen Durchbruch als Dichter und Vortragskünstler erreichte er 1920 mit seinem Gedichtbändchen „Turngedichte“. An diesen großen Erfolg knüpfte er 1923 mit dem Gedichtband „Kuttel Daddeldu“ an.
Ringelnatz erhielt im Februar 1933 Auftrittsverbot, seine Veröffentlichungen wurden beschlagnahmt und seine Gemälde aus der Berliner Nationalgalerie als „entartete Kunst“ entfernt.
Ringelnatz ist vor allem durch zahlreiche humoristische Gedichte bekannt geworden, unter anderen um den tragischen Helden Kuttel Daddeldu, einem Seemann mit großem Herzen, der regelmäßig im Hafen Schiffbruch erleidet. Joachim Ringelnatz gilt als einer der größten Humoristen deutscher Sprache und als Großmeister des skurrilen Humors. Nachdem die entarteten Nazis nach der Machtübernahme 1933 ein Auftrittsverbot über ihn verhängten, erlitt der heimatlose Schriftsteller selber Schiffbruch.
Joachim Ringelnatz feierte an seinem 50. Geburtstag am 7. August 1933 in Leipzig seinen letzten öffentlichen Auftritt. Joachim Ringelnatz starb am 17. November 1934 in Berlin an einer Lungenkrankheit.
Quelle: Die Biographien