Kurzbiographie
Die Politik und vor allem die Dichtkunst waren die Bereiche, in denen es der am 19. Juli 1819 in Zürich geborene Gottfried Keller zu Weltruhm brachte. Der Sohn eines Tischlermeisters besuchte zunächst eine einfache Grundschule und wechselte mit 12 auf eine gehobene Schule, deren künstlerische Ausrichtung dem begeisterten Maler und Dichter sehr entgegenkam. Drei Jahre später musste Keller die Anstalt aufgrund rebellischen Verhaltens verlassen und entschied sich für den Beruf des Landschaftsmalers. Der Weg dahin war für Keller wegen eher desinteressierter Lehrer und weiterer Proteste im Vorfeld des Züriputsches (1839) allerdings recht steinig. Das Ziel kam erst in greifbare Nähe, als Keller dank einer Erbschaft im Jahre 1840 nach München an die Königliche Akademie der Künste gehen konnte.
Eine schwere Krankheit, das teure Münchner Pflaster und der ausbleibende Erfolg zwangen Keller aber nach zwei Jahren zur Heimkehr. Dort legte er den Grundstein für seine literarische Karriere, indem er seine Kindheit und das Scheitern als Maler aufarbeitete. Es entstanden Werke wie »Lieder eines Autodidakten« (1845) und »Gedanken eines lebendig Begrabenen« (1846). Ein Reisestipendium des Kantons Zürich erlaubte es ihm, sich von 1848 bis 1850 in Heidelberg aufzuhalten, wo er Ludwig Feuerbach trifft, der ihn von der Religion und von der Metaphysik abbringt. 1850 setzte er seinen Bildungsaufenthalt in Berlin fort, wo in langjähriger, mühevoller Schreibarbeit der erste Roman »Der grüne Heinrich« entstand (erste Fassung 1854–55) und in sehr kurzer Zeit der erste Band der »Leute von Seldwyla« (erschienen im Januar 1856). Viele der späteren Werke wurden in Berlin schon konzipiert.
In Zürich nahm Keller 1861 die Stelle als Erster Staatsschreiber an, eine der höchsten und bestbezahlten Beamtenstellen des Kantons. Er hatte den Posten bis 1876 inne und war in den Jahren 1868–1869 Mitglied des Zürcher Verfassungsrats, der eine neue Zürcher Verfassung formulieren sollte. Neben dieser politischen Tätigkeit, die ihn mitunter voll beanspruchte, entstanden die »Sieben Legenden« (1872), der zweite Band der »Leute von Seldwyla« (1874) und die »Züricher Novellen« (1877). Der Novellenzyklus »Das Sinngedicht« (1881) und der Roman »Martin Salander« (1886) gehören zum Spätwerk des Dichters, der auch seinen ersten Roman »Der grüne Heinrich« 1879/80 in einer zweiten, stark veränderten Fassung herausbrachte.
Somit besteht das dichterische Werk Kellers im Wesentlichen aus drei Novellenzyklen, den »Sieben Legenden«, zwei Romanen und den Gedichten.
Gottfried Keller verstarb vier Tage vor seinem 71. Geburtstag am 15. Juli 1890 in Zürich.
Quelle: Inhaltsangabe