Georg Büchner

Kurzbiographie

Georg Büchner wurde am 17. Oktober 1813 in Goddelau bei Darmstadt geboren.

Er lebte ab 1816 in Darmstadt als sein Vater zum Assessor des Großherzoglichen Medizinkollegs ernannt wurde. Bereits als Schüler schloss sich Georg Büchner den Ideen der Freiheit in der Französischen Revolution an. Sein Oppositionsverhalten wird oft mit der väterlichen Härte begründet. Nach dem Schulabschluss studierte Büchner ab 1831 in Straßburg Medizin. Er blieb dort fast zwei Jahre und fand Unterkunft bei der Familie des Pfarrers Jaegelé. Mit seiner Tochter Minna Jaeglé verlobte er sich im Frühjahr 1832 heimlich, denn auf die Verbindung mit einer unbegüterten Pfarrerstochter konnte er nicht mit dem Gutheißen des Vaters rechnen. Im Gegenteil, er lehnte sie nach Bekannt werden strikt ab.

In seinem fast zweijährigen Aufenthalt in Straßburg hatte Büchner ausreichend Gelegenheit, die Entwicklung und Macht des Geldbürgertums kennen zu lernen, die den Interessen der sozial unteren Volksmassen entgegenstanden. Sein politisch-sozial-gesellschaftliches Denken war längst geschärft. Es war ausgerichtet auf Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sowie auf die Umwälzung bestehender Verhältnisse durch die Massen und für sie. Von dieser Gesinnung zeugen seine Briefe aus Gießen, wo er seit Herbst 1833 gemäß den Vorschriften des Großherzogtums sein Medizinstudium an der Landesuniversität fortsetzte. Im Winter 1833/34 beschäftigte er sich intensiv mit der Lektüre über die Französische Revolution, die er als Sieg des Bürgertums aburteilte.

In seinen brieflichen Nachrichten äußerte er aufs schärfste seine Unzufriedenheit und sein Unbehagen an den politisch-gesellschaftlichen Verhältnissen in Gießen und Deutschland. Er freundete sich mit dem Butzbacher Rektor Friedrich Ludwig Weidig an, der sich als führender oberhessischer Agitator im Vormärz für die deutsche Einheit und Freiheit und gegen die regierende Politik einsetzte. Im Frühjahr 1834 schloss sich Büchner dieser sozialrevolutionären Bewegung an, die Sektionen von Gesellschaften für Menschenrechte in Darmstadt und Gießen gründete. Es wurde die revolutionäre Flugschrift „Der Hessische Landbote“ verfasst, woran sich Büchner beteiligte. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde Büchner polizeilich verfolgt.

Daraufhin ging er im September 1834 nach Darmstadt zurück. Nach außen hin beschäftigte er sich mit wissenschaftlichen Studien, in Wirklichkeit leitete er die Sektion der Menschenrechte. In dieser Zeit schrieb er das Revolutionsdrama „Dantons Tod“, das in einer von Karl Gutzkow abgeänderten Form ohne behördliche Behinderung erschien. Im Frühjahr 1835 setzte er sich ab nach Straßburg, nachdem er gerichtliche Vorladungen unbeachtet verstreichen ließ und steckbrieflich von der Behörde gesucht wurde. Dort widmete er sich nicht nur medizinischen, naturwissenschaftlichen und philosophischen Studien, sondern arbeitete außerdem literarisch. Er übersetzte die Dramen „Lucrèce Borgia“ und „Marie Tudor“ von Victor Hugo, um sich so ein wenig Geld zu verdienen.

Die Entstehung der Stücke „Leonce und Lena“, „Lenz“ sowie „Woyzeck“ fallen ebenfalls in diese Zeit. Anstatt den „Lenz“ zu beenden, verfasste Büchner Schriften über Cartesius, Spinoza und fertigte teilweise kommentierte Auszüge aus Wilhelm Gottlieb Tennemanns „Geschichte der griechischen Philosophie“ an. Büchners Revolutionsdrama „Dantons Tod“ ist äußerlich durch die teilweise Montage von Quellenzitaten gekennzeichnet. In ihm werden die späte Jakobinerherrschaft und ihre Akteure samt ihrer Motivation entlarvt als Rollenspiel, Selbsttäuschung und Phrasen. „Leonce und Lena“ ist eine melancholische Komödie mit vielen Anspielungen im Sinne einer gesellschaftlichen Satire auf deutsche Gesellschaftsverhältnisse, entstanden aus einem Wettbewerb des Cotta-Verlages.

Mit dem Fragment „Woyzeck“ öffnete Büchner in der Literatur Neuland, sowohl in thematischer als auch stilistischer Hinsicht. Hierin fand sein revolutionäres literarisches Schaffen Parallelen zu seiner politischen Lebenstätigkeit als aktiver Anhänger der Sozialrevolution. Der in der vorindustriellen Zeit verarmte Stadtsoldat Woyzeck ist der Hauptprotagonist des Stückes – ein durch die wirtschaftlich-gesellschaftlichen Umstände Geisteskranker, der einen Mord begeht, als Sinnbild für die Verantwortlichkeit von Gesellschaft, Moral und Religion. Lange Jahre bleibt das Fragment unveröffentlicht, erst 1875 geht es durch Karl Emil Franzos der Öffentlichkeit zu. In der fragmentarischen Erzählung „Lenz“ wird die Krankheitsgeschichte des Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz aus der Sturm-und-Drang-Zeit dargestellt.

Büchner realisierte die Leidensgeschichte in psychologischer Weise als wahrnehmbare Veräußerungen innerer Vorgänge, wobei Innen- und Außenperspektive ineinander übergehen zu scheinen; die Abgrenzung zwischen Vernunft und Wahnsinn scheint zu verschwimmen. Zu dieser Geschichte nutzte Büchner den Krankheitsbericht des Steintaler Pfarrers Johann Friedrich Oberlin als Vorlage für seine Geschichte. Kranke als Literaturhelden, ihr Denken und Sprechen als literarischer Stil war damals eine unerhörte Sache. Darin bestand das Neue, das Georg Büchner gestaltete. Ihm ging es darum, das Hässliche des Menschen, der gesellschaftlichen Menschen wahrnehmbar und erfahrbar zu machen. Während Büchners Lebzeiten erschienen die Flugschrift, die Hugo-Übersetzungen und „Dantons Tod“.

Alle anderen Werke wurden posthum veröffentlicht. Am 3. September 1836 erlangte er mit seiner Abhandlung „Sur le systéme nerveux du barbeau“ die Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Züricher Universität. Einen Monat später zog er nach Zürich und hielt an der dortigen Universität die Probevorlesung „Über die Schädelnerven“, die ihm den Zugang als Privatdozent bescherte. Im Januar 1837 erkrankte er an Typhus.

Georg Büchner starb am 19. Februar 1837 in Zürich an Typhus.

Quelle: Who’s Who