Kurzbiographie
Bettina von Arnim, geborene Anna Elisabeth Brentano, wurde am 4. April 1785 als Tochter des Kaufmanns Peter Anton Brentano und der Maximiliane Brentano in Frankfurt/Main geboren.
Bettina von Arnim besuchte nach dem Tod ihrer Mutter ab 1794 das Pensionat des Ursulinenklosters in Fritzlar. Ab 1797 wurde sie von ihrer Großmutter Sophie von La Roche, einer erfolgreichen Schriftstellerin des ausgehenden 18. Jahrhunderts, in Offenbach erzogen. Bereits dort hatte die Arnim durch den Kreis der Großmutter rege Kontakte zu Künstlern, Intellektuellen und Gelehrten, durch die sie angeregt wurde. In Marburg bei ihrer Schwester Gunda Savigny lernte sie Karoline von Günderrode, die spätere Schriftstellerin, kennen. Seit 1802 lebte sie hauptsächlich in Frankfurt/M. und pflegte enge Kontakte zu ihrem Bruder Clemens Brentano, aber auch zu Karoline von Günderrode, zur Mutter von Johann Wolfgang von Goethe sowie zu ihm selbst.
Sie besuchte Johann Wolfgang von Goethe insgesamt dreimal – 1807, 1810 und 1811 – in Weimar. Dieser Umkreis blieb prägend für ihre Entwicklung und ihre spätere Schriftstellerei. 1802 lernte sie über ihren Bruder ihren späteren Mann Achim von Arnim kennen. 1811 heirateten die beiden und hatten insgesamt sieben zwischen 1812 und 1827 geborene Kinder. 1814 siedelte die Familie auf das Gut Wiepersdorf von Achim von Arnim. Da Bettina von Arnim den großstädtischen Kontakte liebte, kehrte sie mit den Kindern 1817 wieder nach Berlin zurück. Ihr Mann verbrachte einen Teil der Zeit auf dem Gut, um es zu bewirtschaften. Bettina von Arnim wurde erst mit dem Tod ihres Mannes mit 50 Jahren schriftstellerisch tätig.
Ihr erstes Werk „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ (1835) ist ein phantasiereich geschriebener Briefwechsel mit Johann Wolfgang von Goethe beziehungsweise seiner Mutter, den sie in freier Bearbeitung oder mit eigenen Zusätzen gestaltete. Dieser Art Literatur folgten weitere Briefromane über Karoline von Günderrode als „Die Günderrode“ (1840) und über ihrem Bruder Clemens Brentano als „Clemens Brentanos Frühlingskranz“ (1844). Darin verarbeitet sie die für sie drei wichtigsten Kontakte und ihre weitere persönliche Entwicklung vor ihrer Ehe. 1843 erschien der Titel „Dieses Buch gehört dem König“, das sie dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. widmete.
Darin thematisiert sie in erfundenen Gesprächen soziale Probleme im preußischen Staat. Das Werk steht in der Linie ihres schon sehr früh unangepassten Benehmens, das häufig von Zeitgenossen dokumentiert wurde. Karl Gutzkow, der Dichter des Jungen Deutschlands, nahm das mutige sozialkritische Werk positiv auf. In seiner Rezension erwähnt er eine damalige gesellschaftliche Realität, die auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft beleuchtet. Ein solches offenes soziales Engagement „durfte nur ein Weib sagen, was jeden Mann hinter Schloß und Riegel würde gebracht haben.“ 1844 begann Bettina von Arnim die Vorarbeiten zu ihrem „Armenbuch“, das nicht nur das Elend im preußischen Staat kritisch dokumentieren sollte, sondern auch dessen Ursachen.
Bei der öffentlichen Recherche nach Material wurde ihr dann von Staatsseite vorgeworfen, den Aufstand der schlesischen Weber dadurch mitangeschürt zu haben. Sie brach enttäuscht die Arbeiten dazu ab, auch in Aussicht auf ein Druckverbot. Die verfassten Vorarbeiten wurden dann erst 1962 veröffentlicht. Die sozial Engagierte setzte sich für Cholerakranke in Berlin ein und pflegte sie selbst während der Epidemie von 1831 in den Berliner Elendsvierteln. Sie ließ sich aber durch die von oben gesteuerten Behelligungen nicht abhalten im Weitermachen in ihrem sowohl literarischen als auch praktischen Engagement für mehr soziale Gerechtigkeit. Ihre abendlichen Veranstaltungen mit demokratisch Gleichgesinnten hielt sie aufrecht.
Weiterhin unterstützte sie in sozialer und karitativer Mission Hilfsbedürftige und politisch unterdrückte Zeitgenossen im In- und Ausland. So verwendete sie sich beim preußischen König für den Kommunisten Friedrich Wilhelm Schloeffel, für den polnischen Freiheitskämpfer Mieroslawski und 1849 für den Dichter Gottfried Kinkel, der zum Tode verurteilt war. Sie setzte sich ein für das Selbstbestimmungsrecht von Polen und wandte sich damit gegen die militärische Einmischung Preußens von 1848. Für die von ihren Professorenposten enthobenen Brüder Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, die zu den berühmten „Göttinger Sieben“ Professoren gehören, hielt sie Fürsprache beim preußischen König Friedrich Wilhelm IV.
Auch für die Rechte von Frauen wurde sie aktiv. 1852 wurde das „Königsbuch“ fortgesetzt als „Gespräche mit Dämonen“, die jedoch weit weniger erfolgreich waren als der Anfangstitel.
Bettina von Arnim starb am 20. Januar 1859 in Berlin.
Quelle: Who’s Who