Im verheißungsvollen Japan lebte ein berühmter Schlachtenmaler. Seine Bilder wurden zu den höchsten Preisen verkauft; die ganze japanische Welt war darüber einig, dass er der größte Künstler sei, der je gelebt habe. Er freute sich dieser Anerkennung, wurde aber doch immer von dem Zweifel gequält, ob denn sein Ruf auch so felsenfest begründet sei, dass ihn nichts erschüttern könne.
Eines Tages legte er eben die letzte Hand an ein neues, großes Bild, als sich eine Schar seiner glühendsten Verehrer in sein Atelier drängte und in so frenetisches Lob ausbrach, dass er sich angewidert fühlte und die ganze Gesellschaft hinaus komplimentierte.
Ergrimmt und all den Schwätzern zum Hohne, nahm er sein Bild und stellte es verkehrt auf die Staffelei. Was Himmel gewesen, wurde Erdboden, was Erdboden gewesen, wurde Himmel. Statt der Köpfe der Reiter und Pferde ragten ihre Beine in die Höhe; er gab ihnen bacchantische Bewegungen, er ließ Fahnenstangen, Schwertspitzen, abgeschlagene Gliedmaßen von Menschen und Tieren, Hufe und Schuhe durcheinanderwirbeln, und als man um keinen Preis mehr erkennen konnte, was auf dem Bilde eigentlich zu sehen war – stellte er es aus.
Das Publikum und die Kritik standen in seliger Verblüffung davor. „Eine Offenbarung“, hieß es, „das dionysische Wirrsal einer ganz neuen Kunst!“ So massenhaft strömten die Leute herbei, dass der Meister, der sich einmal verkleidet in die Nähe seines Werkes stahl, Gefahr lief, erdrückt zu werden.
Lachend ging er zu dem einzigen Kunstkenner, an dessen Urteil ihm lag, und der bisher geschwiegen hatte.
„Und was sagst denn du?“, fragte er ihn.
Der Kenner zuckte die Achseln und erwiderte wegwerfend: „Du darfst auch das.“
Da lachte der Künstler und ging seelenvergnügt seiner Wege. Ihm war nun ausgemacht, dass er einen Ruf besaß, den nichts erschüttern konnte.