Es war einmal ein junger Mann, der mit Eisenwaren handelte. Überall im Land war er unterwegs, um Handel zu treiben. Manchmal im Sommer kam er an einem See im Wald vorbei. Von dort hörte er fröhliche Stimmen, die seine Aufmerksamkeit weckten. Als er sich näher heranschlich, sah er, wie dort eine Schar junger Mädchen spielte.Er fand Gefallen an ihnen und beobachtete sie eine Weile vom Gebüsch aus, das um den See herum wuchs. Da sah er die herrlichen Kleider der Badenden an einem Ast hängen. Sie waren auf wunderschöne Weise bestickt. Er kam näher, um sie sich anzusehen. Bald schon war er sicher, dass er eins davon in seinen Besitz bringen musste.
Schließlich konnte er nicht anders, als ein Kleid zu nehmen und in seinen Taschen zu verstauen. Danach machte er sich auf nach Hause. Am Abend kam er noch einmal am See vorbei, an dem nun keine Mädchen mehr zu sehen waren. Ein trauriges Geheul drang vom See her zu ihm. Wieder schlich er sich heran und ihm fiel ein wunderschönes Mädchen auf. Freundlich fragte er es, was denn los sei. „Mir hat jemand mein Kleid gestohlen und, ohne dass ich es habe, kann ich nicht nach Hause“, antwortete sie ihm. Da wusste er sogleich, dass er selbst der Dieb war. Er war unentschlossen, einerseits wollte er es schleunigst zurückgeben, andererseits malte er sich aus, dass er sie vielleicht für sich gewinnen könnte, wenn er ihr helfen würde. Zunächst beteuerte er sein Mitleid und lud sie zu sich ein. Langsam näherten sie sich im Gespräch an und der junge Händler sah sich seinem Ziel nahe. Auch das Mädchen fand Gefallen an dem stattlichen Jüngling. Freundlich war er zudem auch sehr. Schließlich erreichte er sein Ziel und sie wurde seine Frau. Schon bald darauf wurde ein Kind geboren und sie bildeten eine glückliche Familie.
Eines Tages aber war sie allein zu Haus und entdeckte zufällt ihr Kleid, das ihr Mann damals gestohlen hatte. Darüber war sie zunächst sehr zornig, aber sie wusste auch, dass er immer gut zu ihr gewesen war und dass sie ihn liebte, und so konnte sie ihm verzeihen.
Aber nun war es Zeit heimzukehren und sie zog sich das Kleid an und nahm das kleine Kind auf ihren Arm. Darauf begab sie sich ins Freie. Genau in dem Moment kam ihr Mann heim und sah sie in diesem Kleid. Er ahnte das Schlimmste. Sie begann schon zu schweben wie von Zauberhand. Verzweifelt flehte er sie an zu bleiben, doch ihre Antwort war: „Ich kann nicht auf dieser Welt bleiben, das ist nicht meine, ich komme aus dem Himmel. Ich muss dorthin zurückkehren.“ Jammernd und weinend sank er in sich zusammen. Ihre letzte, kaum noch hörbare Nachricht war, dass er, wenn er sie wiedersehen wolle, tausend Paare Sandalen im Wäldchen vergraben müsse, damit aus ihnen ein so großer Spross hervorgeht, dass man darauf bis zum Himmel klettern kann.
Noch am selben Tage begann er wie verrückt Sandalen zu flechten. Keine Pause sollte er sich gönnen bis es 999 waren. Für das letzte Paar reichte seine Kraft einfach nicht mehr, zu groß war die Sehnsucht. Erschöpft schleppte er sich in den Wald und vergrub sie allesamt. Kaum hatte er sie mit dem letzten Erdbrocken bedeckt, da wuchs schon ein gewaltiger Bambusspross an genau dieser Stelle gen Himmel. Geschwind begann er an ihm hinaufzuklettern. Seine Sehnsucht gab ihm so viel Kraft, dass er bald über den Wolken war. Dort oben waren die prächtigen Paläste des Himmels. Fast konnte er nach dem himmlischen Reich greifen, aber ein Paar fehlte!
Verzweiflung machte sich breit und er rief nach seiner Frau. Grade noch rechtzeitig tauchte sie auf und half ihm das letzte kleine Stück in den Himmel. Herzlich begrüßte sie ihn und beide machten sich auf durch diese wunderliche Welt. Bald sah er sein Kind wieder. Er war sehr glücklich. Da stellte sie ihm auch ihre Eltern vor, die zunächst ganz freundlich schienen. Diese aber hatten große Zweifel daran, dass er der richtige Mann für ihre Tochter war, und so sollte er einige Prüfungen bestehen.
Zunächst sollte er mit einem Korb Wasser schöpfen. Langsam ging er zum Brunnen, stellte aber bald fest, dass es so nicht funktionierte. Wieder machte sich Panik breit. Und wieder kam ihm seine Frau zur Hilfe, die ihm ein Ölpapier in den Korb legte, sodass das Wasser drinnen blieb. So konnte er tatsächlich einen Korb mit Wasser vorzeigen.
Aber die gemeinen Eltern hatten noch eine zweite Prüfung. Jetzt sollte er in den Garten gehen und ihnen eine Melone aufschneiden. Das ist einfach, dachte er sich und setzte mit dem Messer an. Plötzlich aber strömten große Mengen Wasser aus der Stelle, die er angeschnitten hatte. Das war eine Falle! Die Eltern standen oben auf dem Balkon und beobachteten wie der Mann von den Wassermassen fortgetragen wurde. Ihr Plan war aufgegangen.
Seine Frau merkte dieses Mal erst viel zu spät, was los war, und rief ihm noch hinterher: „Triff mich am siebten an der Milchstraße, am siebten,…“ Sie wiederholte es sehr oft und hoffte, dass er es noch mitbekommen hatte.
Am siebten Tag des Monats ging sie dann zur Milchstraße und wartete auf ihn. Doch er tauchte nicht auf. Das war auch im folgenden Monat so. Wieder und wieder kam er nicht, aber sie wollte so lange warten, bis er endlich auftauchen würde. Erst am siebten Tag des siebten Monats sah sie ihn. Das war es nämlich, was er in den Wassern noch hatte verstehen können: der 7.7. Seit dieser Zeit treffen sich jedes Jahr am 7.7. Mann und Frau für einen Tag und eine Nacht an der Milchstraße zum Sternenfest. Nur in dieser Zeit ist es ihm möglich, seine Frau zu sehen.
Aus Japan