Was stehst du so düster und von mir gewandt?
Was seh ich verhüllend die zitternde Hand
An′s strömende Auge dich pressen?
O laß uns, Geliebte! den peinlichen Streit,
Der unsre Gemüther für Stunden entzweit,
In süßer Versöhnung vergessen!
Und hab ich verletzt dich mit thörichtem Wort,
So mögen die eilenden Winde es fort
Wie Nebel des Morgens verjagen!
Oft kränket die Liebe so tief wie der Haß
Was irrend an dir sie verbrochen, o laß′
Nicht Wurzeln im Herzen es schlagen!
Wohl mag′s der Liebe auch begegnen
Daß Kränze sie von Dornen flicht,
Doch selbst ihr Zürnen ist ein Segnen:
Sie tödtet, doch erniedrigt nicht.
Ihr Dolch macht breite Wunden klaffen,
Wenn er sich in die Seele taucht,
Doch stolz verschmäht sie solche Waffen
Wie du sie gegen mich gebraucht.
In ihres Zornes wildem Grauen
Ist sie ein Blitz, der zündend trifft,
Doch saugt sie nicht aus dem Vertrauen,
Das ihr geworden, heimlich Gift!
Sie drängt sich nicht in eine Seele,
Ein falscher, lauernder Spion,
Ins Antlitz ihr beweinte Fehle
Zu schleudern einst mit frechem Hohn.
Ein See mit sanftbewegten Wogen
Schien mir dein trügerisch Gemüth,
Licht überwölbt vom Himmelsbogen,
Von duft′gen Ranken überblüht;
Allein die ersten Stürme riefen
Empor an den wahrhaft′gen Tag
Was, lang bedeckt, in seinen Tiefen
An ungeahnten Gräueln lag.
Zwar hat des Sturmes Nachtgefieder
Zur Ruhe sich nunmehr gelegt,
Mich aber täuscht der See nicht wieder –
Ich weiß, was seine Tiefe hegt!
Entfremdet bist du meinem Herzen,
Zerrissen jedes Liebesband!
Wie möchte mit der Natter scherzen,
Wer ihres Stiches Qual empfand!